Exkurs: Franken für Anfänger
Oberfranken | Mittelfranken | Unterfranken |
Warnhinweis: Der nachfolgende Beitrag enthält Spuren von Humor und Satire! Lesen Sie bitte nur weiter, wenn Sie diesen Hinweis gelesen und verstanden sowie keine Unverträglichkeiten gegen einen der genannten Inhaltsstoffe haben! |
Fränkisch ist wohl einer der schönsten deutschen Dialekte
Und es ist ganz einfach zu sprechen und zu verstehen - zumindest für Franken.
Während das Hochdeutsche alle 26 Buchstaben des Alphabets plus drei Umlaute nutzt, kommt Fränkisch mit etwas weniger zurecht: "P" und "T" existieren für den Franken überhaupt nicht - wir kennen in der Schriftsprache nur das "harte und weiche" "B" und "D", in der fränkischen Lautsprache fallen diese beiden Konsonanten komplett unter den Tisch. Das "K" ist nur unterschwellig vorhanden, zum Beispiel in "Karraasch" (Garage). Das "Z" und teilweise das "C" ersetzt der Franke phonetisch durch "ds".
Dafür kennt man in der fränkischen Lautsprache noch "å", eine Lautvermischung aus "a" und "o", die allerdings auch nicht geschrieben wird. Als Diminutiv (Verniedlichung) werden je nach Region "-la", "-li", oder seltener auch "-le" an Stelle von "-lein" und "-chen" verwendet. Fränkisch klingt deshalb deutlich weicher als andere deutsche Dialekte.
Zumindest für Oberfranken außerdem sinnbildlich ist das rollende "R", das man als Nicht-Franke einfach (oder besser mehrfach) gehört haben muss, um es richtig wiedergeben zu können.
Die fränkische Grammatik ist für andere "Bevölkerungsschichten" unter Umständen nur schwer nachvollziehbar, wird sie doch auf ein unvermeidbares Minimum reduziert. So werden unbestimmte Artikel (ein, eine) grundsätzlich zum "a" (kurz gesprochen wie in Apfel). Der Genitiv existiert nicht und wird generell durch den Dativ ersetzt: Dem Bfarra sei Fraa = Die Frau des Pfarrers. (Anm. d. Red.: Ja, in Michelau sind wir evangelisch. Da geht das.)
Auch mit den Zeiten machen es sich die Franken einfach: Neben der Gegenwartsform (Präsens) existiert nur eine einzige Vergangenheitsform (Perfekt). "Er kam" und "Er war gekommen" heißen im Fränkischen einfach nur "Er is kumma" (Er ist gekommen). Unabhängig davon, wie lange die Tatsache her ist.
Die Franken sind eben sparsam.
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Am achten Tag erschuf Gott die Dialekte. Und fast alle Menschen waren glücklich.
Der Berliner sagte: „Ick hab nen wahnsinns-knorke Dialekt, det kannste mir gloobn, wa.“
Der Hanseate sagte: „Hummel, Hummel, mors mors, an der Waterkant snackt man an besten!“
Der Kölner sagte: „Kölle alaaf, du Jeck, mit Kölsch feiert man Karneval“!
Der Hesse sagte: „Babbel net, du Aschebeschä, an die Hesse kommt keiner ran!”
Der Sachse sagte: „Gensefleisch mol Ruhe geem, nur äs Säxsch is glosse!”
Allein für den Franken war leider kein Dialekt mehr übrig. Da ging er fort und war sehr traurig.
Schließlich sagte Gott: „Eds du dich hall niä ou, dou blaudes da hall wie iech!”
(Verfasser unbekannt)
Während sich der Franke zumindest bemüht, andere deutsche Dialekte zu verstehen, erkennt beispielsweise der Oberbayer keine anderen Dialekte außer dem Eigenen an und versucht erst gar nicht, diese zu verstehen. (sog. "Mia sann mia"-Mentalität)
Nicht nur deshalb sehen sich die Franken (in geistiger Verbundenheit mit den Oberpfälzern) auch nicht als Bayern. Wir haben unsere eigenen Pfunde, mit denen wir wuchern können. Und den viel geschmeidigeren Dialekt, der nicht klingt, als hätte man vor dem Sprechen gerade erst ins Leberkäsbrötchen gebissen.
Nur mal so ganz nebenbei: Oberfranken hat die höchste Brauereidichte weltweit und es gibt noch viel mehr Kulinarisches bei uns zu entdecken. Einen kleinen Einblick gibt es auf Genussregion Oberfranken. Nein, bei uns gibt es nicht nur "Schäuferla". Auch beim Weinbau hängt Franken mit 6245 ha Anbaufläche den Rest Bayerns (lächerliche 45 ha) ganz weit ab.
Fränkische Zeitangaben (viertel, halb, dreiviertel)
Ein weiteres besonderes Merkmal der Franken sind ihre Zeitangaben, die selbst in südlicheren Gefilden des Freistaates Bayern oftmals für Verwirrung sorgen. Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach: Die Angaben "viertel", "halb" und "dreiviertel" beziehen sich auf die folgende volle Stunde.
Wenn es bei uns also "viertel sieben" ist, dann ist es anderswo "viertel nach sechs" oder 6:15 Uhr. Um "dreiviertel sieben" ist es dementsprechend "viertel vor sieben" oder 6:45 Uhr. Einige Beispiele:
Michelau "original" |
fränkische Zeitangabe | Uhrzeit |
ferdl fünfa | viertel fünf | 4:15 oder 16:15 Uhr |
halbä neuna | halb neun | 8:30 oder 20:30 Uhr |
dreiferdl dswölfa | dreiviertel zwölf | 11:45 oder 23:45 Uhr |
nachds um achda | acht Uhr abends | 20:00 Uhr |
Typisch fränkisch
Für die Verständigung mit einem (Ober-)Franken bzw. Michelauer sind einige Begriffe recht hilfreich:
(ober-)fränkisch | deutsch |
Aadöbfl | Kartoffel(n) |
Aamerla | kleiner Eimer |
Babberdeggl | Pappkarton |
Brådwöschd | Bratwurst (in unserer Region meist paarweise im Brödla gegessen) |
Brödla / Laabla | Brötchen / Semmel |
fei | wichtigstes fränkisches Füllwort zur Verstärkung der Satzaussage |
gessn | auf der anderen Seite (vgl. "hessn") |
Grabfm | Krapfen (in Fett herausgebackenes Hefegebäck) |
Greddsn | (Wäsche-) Korb aus Weide |
Greimeicherla | Heulsuse |
hessn | auf dieser Seite (vgl. "gessn") |
Höiberla | Preiselbeeren |
Huoldsbuog | Zecke (Holzbock) |
Kannabee | Sofa (ja, hier wird das "k" auch so gesprochen) |
Michlaa | Michelau in Oberfranken |
Mugg | Stubenfliege |
Muggngbadschn | Fliegenklatsche |
Öbflgrübbs | Rest vom Apfel |
Reigschlaafda | Zugereiste |
Saamed / Schdambf | Kartoffelpürrée |
Schdaffl | Treppe |
Schdafflberch | Staffelberg - Der "Berg der Franken" im Landkreis Lichtenfels |
Schnoug | Stechmücke |
Seidla | Maßeinheit für Getränke (0,5 Liter; Bestellen Sie in Franken niemals "eine Halbe"!) |
Soucherer | Ausspruch |
Üelüefelesdüelesübäbrüfä | Ölofentürenüberprüfer ;-) |
Alle relevanten Begriffe hier aufzuführen, würde den Rahmen unserer Internetpräsenz sprengen.
Ach ja, und... Wir sind Oberfranken ;-)